Bindung von Mitarbeitenden in Zeiten der Digitalisierung

Themenmonat New Work: In einer zunehmend digitalisierten Arbeitswelt stehen insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) mit begrenzten Ressourcen vor der Herausforderung Mitarbeitende an ihr Unternehmen zu binden.

In diesem Artikel geht es um die Bedeutung der Mitarbeiter:innenbindung für den langfristigen Unternehmenserfolg und wie Mitarbeitende insbesondere im Zuge der Veränderungen, die unter das Stichwort der Digitalisierung fallen, an ein Unternehmen gebunden werden können. Vor dem Hintergrund der Digitalisierung gewinnen neue Ansätze zur Bindung von Mitarbeitenden an Bedeutung, da bisher ausreichende Mittel zwar noch immer die Grundlage für eine starke Bindung bilden, aber im Wettbewerb um Fachkräfte nicht immer ausreichend sind, um Mitarbeitende langfristig zu halten. 

Unter Mitarbeiter:innenbindung wird „[…] die Verbundenheit, Zugehörigkeit und Identifikation, die Mitarbeitende gegenüber ihrem Unternehmen empfinden und erleben“, verstanden.

Eine starke Mitarbeiter:innenbindung hat für Unternehmen gleich mehrere Vorteile: Von besonderer Bedeutung ist die Vermeidung einer starken Fluktuation unter den Mitarbeitenden, die im Regelfall mit erheblichen Kosten verbunden ist. Bei einem Personalwechsel muss ein Bewerbungsverfahren durchgeführt werden, evtl. müssen übergangsweise neue Abläufe eingeführt werden oder Interimspersonal eingestellt werden, das Onboarding muss geplant und durchgeführt werden und die Teamstruktur angepasst werden, um nur einige Begleiterscheinungen zu nennen.

Daneben ermöglicht die Bindung von Mitarbeitenden die Entwicklung eines eingespielten Teams, das positiv zum Arbeitsklima beiträgt, und in dem das Wissen erfahrener Mitarbeitender dem Unternehmen erhalten bleibt. Schließlich profitiert ein Unternehmen mit starker Mitarbeiter:innenbindung auch von einem positiven Image als Arbeitgeber, etwa indem Mitarbeitende ihren Arbeitgeber weiterempfehlen.

Angesichts des Fachkräftemangels gewinnen Strategien zur Bindung der Mitarbeitenden zurzeit eine besondere Bedeutung. Der Rückgang der Zahl der Berufseinsteiger:innen und das gleichzeitig bevorstehende Ausscheiden der geburtenstarken Jahrgänge in den Ruhestand verstärkt die Notwendigkeit, bestehende Mitarbeitende an das Unternehmen zu binden. 

Traditionelle Ansätze zur Bindung von Mitarbeitenden sind nach wie vor relevant und müssen entsprechend nach wie vor zur Stärkung der Bindung von Mitarbeitenden berücksichtigt werden.

Die Maßnahmen können dabei in monetäre und nicht-monetäre Anreizsysteme unterteilt werden:

Monetäre Anreize wiederum äußern sich für die Mitarbeitenden direkt oder indirekt. Das Gehalt, Zulagen, Prämien und Provisionen oder Gewinnbeteiligungen erreichen die Mitarbeitenden direkt. Auch geldwerte Sachleistungen wie Firmenwagen, oder Geschenke zählen zu den direkt monetären Anreizen. Als indirekt monetären Anreize gelten Leistungen wie Betriebsrenten, Jobtickets, die Gewährung von Sabbaticals, die Kostenübernahme bei der Teilnahme an Fort- und Weiterbildungen oder anderweitige Vergünstigungen.

Ebenso relevant wie direkt oder indirekt monetäre Leistungen sind nicht-monetäre Anreize. Diese beinhalten unter anderem eine positive Unternehmenskultur, die den Mitarbeitenden Freiräume und Mitentscheidung ermöglicht und die von gegenseitigem Respekt und Teamwork geprägt ist. Daneben kann eine Führungskultur, die Mitarbeitende wertschätzt sowie Entwicklungsmöglichkeiten innerhalb des Unternehmens und ein angenehmes Arbeitsumfeld, indem sich Mitarbeitende gerne aufhalten, die Bindung stärken. Das Arbeitsumfeld kann etwa durch eine Kantine, kostenlose Getränke und Lebensmittel oder eine ansprechende Raumgestaltung verbessert werden. Hinzu kommen flexible Regelungen bezüglich der Urlaubstage, flexible Arbeitszeiten und Home-Office-Optionen.

Bei der Auswahl geeigneter Maßnahmen müssen auf der einen Seite die Ressourcen im Unternehmen berücksichtigt werden. Auf der anderen Seite hängt die Effektivität der Maßnahmen von den individuellen Bedürfnissen der Arbeitnehmenden ab. Daher ist es entscheidend diese Bedürfnisse und Wünsche in Gesprächen zu ermitteln. Welche Mittel zur Bindung von Mitarbeitenden sinnvoll sind ist also hochgradig abhängig von den Bedingungen im Unternehmen. In diesem Sinne ist die folgende Tabelle auch als unvollständige Übersicht zu verstehen, die einen Ausgangspunkt für erste oder weitere Überlegungen und Anpassungen zur Bindung von Mitarbeitenden bietet.

Monetäre AnreizeNicht-monetäre Anreize

Direkt monetär:

– Gehalt

– Zulagen

– Prämien

– Provisionen
Gewinn-/Umsatzbeteiligungen

– Geldwerte Sachleistungen wie Firmenwagen
 
Indirekt monetäre:

– Betriebsrente

– Jobticket

– Sabbatical

– Fort- und Weiterbildung
– Freiräume

– Mitentscheidung

– Wertschätzung

– Entwicklungs-/Karrieremöglichkeiten

– Angenehmes Arbeitsumfeld

– Work-Life-Balance

Die zuvor genannten Maßnahmen sind auch heute noch relevant, müssen aber in der digitalisierten Arbeitswelt zum Teil angepasst oder um weitere Maßnahmen ergänzt werden. Die Bindung an ein Unternehmen zeichnet sich unter anderem durch ein Zugehörigkeitsgefühl zum Team aus. Wer sich nämlich einem Team und den Kolleg:innen verbunden fühlt, bleibt auch länger in dem Unternehmen. Durch die Zunahme von Remote-Arbeit stehen Unternehmen vor der Herausforderung, trotz der physischen Distanz ein Team- und Zugehörigkeitsgefühl zu entwickeln.

Dabei ist die interne Kommunikation von entscheidender Bedeutung. Nur wenn alle Mitarbeitenden transparent informiert werden, fühlen sie sich abgeholt und als Teil des Teams. Um den Austausch und Informationsfluss sicherzustellen muss eine digitale Kommunikationsinfrastruktur existieren, mit der ein regelmäßiger Austausch stattfinden kann und die Raum für Feedback und Rückmeldungen auch in Richtung der Arbeitgeber zulässt. Zur Sicherstellung der digitalen Kommunikation müssen Unternehmen in entsprechende Technologien wie Video-konferenz-Tools oder Projektmanagement-Software investieren. Um auch das Arbeiten vor Ort zu ermöglichen, ist die digitale Infrastruktur idealerweise hybrid nutzbar. So können Mitarbeitende selbst entscheiden, von wo aus sie arbeiten. Gleichzeitig wird den Mitarbeitenden auf diese Weise eine flexible und freie Arbeitsgestaltung ermöglicht, die sich positiv auf die Bindung zum Unternehmen auswirkt. Die Möglichkeit, flexible Arbeitszeitmodelle zu wählen als parallele Maßnahme kann die Flexibilität weiter erhöhen. Wenn das Arbeiten von zuhause und die flexible Gestaltung der Arbeitszeiten erst einmal möglich ist, dann ist der Schritt zu einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben nicht weit.

Damit allen Mitarbeitenden der Zugang zu hybriden Arbeitsmodellen ermöglicht wird und sie die damit einhergehenden Vorteile für sich nutzen können, müssen sie entsprechend geschult und deren digitalen Kompetenzen gefördert werden. Sowohl für die Entwicklung der digitalen Kompetenzen als auch weiterer berufsbezogener Kompetenzen können E-Learning-Programme Mitarbeitenden die Möglichkeit zur kontinuierlichen Weiterbildung bieten, um mit den Anforderungen in der digitalisierten Arbeitswelt mitzuhalten.

Eine weitere Veränderung, die bei der Bindung von Mitarbeitenden berücksichtigt werden sollte, sind neue Relevanzsetzungen bei den jüngeren Generationen. Für die Generation Y (Jahrgänge 1980-1995) etwa sind die wahrgenommene Organisationsunterstützung, die sozialen Verantwortung von Unternehmen und die Jobzufriedenheit von besonderer Bedeutung für die Bindung an ein Unternehmen. Durch das Anwenden einer nachhaltigen Strategie zur virtuellen Zusammenarbeit, des flexiblen Arbeitens, der digitalen Kommunikation und des Mitarbeiterengagements können Unternehmen die Herausforderungen der digitalen Arbeitswelt erfolgreich bewältigen und eine starke Bindung ihrer Mitarbeitenden aufrechterhalten. Indem sie auf die individuellen Bedürfnisse und Erwartungen ihrer Mitarbeitenden eingehen und eine unterstützende und wertschätzende Arbeitsumgebung schaffen, können Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit sicherstellen.

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